Stoffbeschreibung und Vorkommen
Schwebstaub, PM10 und PM2,5
Stäube werden definiert als disperse Verteilung von festen Stoffen, die in beliebiger Form, Struktur und Dichte mit Teilchengrößen bis zu einigen 100 µm (aerodynamischer Durchmesser) in Gasen
vorliegen. Sie entstehen entweder durch Aufwirbelung oder durch mechanische Prozesse. Zusammen mit Rauch und Nebel gehören Stäube (Partikel) zu den Aerosolen. Zur Beurteilung der
Gesundheitsgefährdungen durch Stäube ist neben der chemischen Zusammensetzung, der Konzentration und der Expositionszeit vor allem die Partikelgröße zu berücksichtigen. Dies unterscheidet
Stäube wesentlich von Gasen und Dämpfen. Die Zufuhr von Stäuben erfolgt vorwiegend über die Atmung. Transport und Ablagerung des Staubes in den Atemwegen werden weitgehend durch das Verhalten
von Partikeln in strömenden Gasen bestimmt.
Partikelförmige Luftverunreinigungen (Stäube) sind ein Gemisch verschiedenster chemischer Substanzen, die jede für sich oder in Kombination untereinander vielfältige Wirkungen haben können.
Sie entstammen sowohl natürlichen als auch anthropogenen Quellen. Natürliche Emissionen sind Aufwirbelungen vom Boden, Brände, Vulkanausbrüche, Pollen usw., während anthropogene Emissionen
beim Umgang mit staubenden Gütern und vor allem Feuerungsanlagen, Asphaltmischwerken, Hütten-, Metall- und Zementwerken, kohleverarbeitenden Anlagen und Biokompostierungsanlagen sowie dem
Kfz- bzw. LKW-Verkehr entstammen.
Als Schwebstaub bezeichnet man feste oder flüssige Schwebstoffe, die in Gasen suspendiert sind. Man unterscheidet nach der Korngröße Schwebstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser von bis
zu 30 µm, Feinstaub (PM10) mit einem aerodynamischen Durchmesser von 10 µm alveolengängigen Feinstaub (PM2,5) mit ein einem aerodynamischen Durchmesser von 2,5 µm und ultrafeine Partikel
(PM0,1) als Bestandteile von Stäuben und Rauchen sind durch einen Mobilitäts-Äquivalentdurchmesser (DM) < 100nm gekennzeichnet. Granuläre biobeständige Stäube, die tief in die Lunge
eindringen, werden in die Kanzerogenitätsstufe 4 eingestuft. Diese Stufe kennzeichnet krebserzeugende Stoffe.
Umfangreiche technische Verbesserungen der Effizienz und die Einführung von leistungsfähigen Filtersystemen der Industrieanlagen und besonders der mit Dieselmotor betriebenen Kraftfahrzeuge
führten zu einem starken Rückgang der Gesamtstaubemissionen. Dadurch verbesserte sich die Immissionssituation der Bevölkerung. Es zeigte sich, dass durch die technischen Verbesserungen vor
allem die gröberen Staubfraktionen (> PM10) effizient reduziert wurden. Während solche Partikel, die nur in die oberen Bronchien gelangen, deutlich abnahmen, konnte bei lungengängigen
Partikeln (PM2,5 und PM0,1) ein viel geringerer Rückgang verzeichnet werden. Auf der Basis einiger Messungen und plausibler Annahmen ist davon auszugehen, dass ultrafeine Partikel (PM0,1) in
ihrer Konzentration in der Atemluft sogar eher zugenommen haben.
In der folgenden Tabelle 1 sind die PM10- und PM2,5-Immissions-Konzentrationen in verschiedenen Bundesländern aufgeführt.
Tabelle 1: PM10- und PM2,5-Immissionskonzentrationen in Deutschlands (µg/m³)
Messstation |
PM10 (Jahresmittel) |
PM2,5 (Jahresmittel) |
Literatur |
NRW Rhein-Ruhr-Gebiet Aachen Dortmund Steinstraße |
25 (2009) 20-32 (2010) 30 (2011) |
21 (2011) |
LANUV 2010 UBA 2011 LANUV 2012 |
Niedersachsen Salzgitter (Industrie) Braunschweig (Verkehr) Osnabrück (städtisch) Hannover (Hintergrund ) |
22 (2011) 28 (2011) 19 (2011) 20 (2011) |
15 (2011) 15 (2011) |
UBA 2012 UBA 2012 LÜN 2012 LÜN 2012 |
Sachsen Collmberg, ländlich Dresden-Nord (städtisch, Verkehr) |
19 (2011) 29 (2011) |
LfULG 2011 LfULG 2011 |
|
Hessen Gießen Hanau-Mitte |
28 (2010) 17 (2010) |
13 (2011) 19 (2011) |
UBA 2011 HLUG 2008 |
Rheinland-Pfalz Mainz Ludwigshafen |
15-18 (2005-2007) 20-25 (2007) |
ZIMEN 2008 |
|
Baden-Württemberg Mannheim Schwarzwald-Süd |
22-28 (2007) 11 (2006) |
16-17 (2007) 8 (2006) |
LUBW 2008 LUBW 2007 |
Bayern München (Verkehr) München (Hintergrund |
30 (2007) 21 (2007) |
LfU 2008 |
Aus den gemessenen PM10 -Werten können PM2,5-Konzentrationen abgeschätzt werden. Aus diesem Grund wurde das PM10/PM2,5 -Verhältnis aus denjenigen Messstationen, an denen beide Fraktionen
parallel gemessen wurden, ausgewertet (APUG NRW 2011). Das mittlere Verhältnis zwischen PM10 und PM2,5 liegt in Europa zwischen 0,64 und 0,76. Im Allgemeinen wird für PM2,5 von einem Anteil
von 70 % der Feinstaub-Immission (PM10) ausgegangen.
In Verkehrsnähe, z.B. an verkehrsreichen Straßen und Plätzen, aber auch in Wohngebieten im Nahbereich der Schwerindustrie kommt es zu Grenzwertüberschreitungen, vor allem zu Überschreitungen
der zulässigen Anzahl der Tagesmittel, die über dem vorgegebenen Wert von 50 µg/m³ liegen. Während im letzten Jahrzehnt die Staubemissionen in Deutschland drastisch reduziert werden konnten,
ist für die nächsten Jahre zu erwarten, dass die Staubkonzentrationen in der Luft nur noch langsam abnehmen werden. Großräumig treten heute PM10-Jahresmittelwerte zwischen 20 und
30 µg/m³ auf. Lokal und ausschließlich an vom Verkehr beeinflussten Stationen in Ballungsräumen kommt es zu Überschreitungen des für das Kalenderjahr festgelegten Grenzwertes von
40 µg/m³ (UBA 2010).
In der folgenden Abbildung 1 sind die PM10-Jahresmittelwerte von 2001 bis 2011 dargestellt (UBA 2012a). Hier ist deutlich zu erkennen, dass die PM10-Konzentrationen in den letzten Jahren
abgenommen haben.
Die folgende Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der mittleren PM10-Jahresmittelwerte (Zeitraum 2000 bis 2011; Quelle: UBA 2012).
Abb. 2: Entwicklung der PM10-Jahresmittelwerte (Zeitraum 1995 bis 2007, UBA 2012b)
Aus der Abbildung 2 ist ersichtlich, dass die PM10-Konzentrationen sich seit 2000 in den ländlichen und städtischen Bereichen nach einem Zwischenhoch im Jahr 2003 in den Jahren 2004 und 2005 praktisch nicht verändert haben.
Abbildung3 gibt die Jahresmittelwerte der Hintergrundmessstellen wieder und zeigt, dass es im Zeitraum 1991 bis 2008 zu einer kontinuierlichen Abnahme der Konzentrationswerte gekommen ist. Im Mittel wurde in diesem Zeitraum eine Reduktion von 28,8 % erzielt (ÖVK 2010).
Abb. 3: PM10-Jahresmittelwerte verschiedener Hintergrundmessstellen in Deutschland und Österreich
Die in Abbildung 3 dargestellten Jahresmittelwerte der Verkehrsmessstellen weisen eine leicht sinkende Tendenz auf und führen im Mittel zu einer Reduktion von 3,8 % im Zeitraum 1999 bis 2008. Der Mittelwert der verkehrsnahen Messstellen im Jahr 2008 liegt mit 29 µg/m³ jedoch nur um den Faktor 1,3 höher als jener der Hintergrundmessstellen mit 22 µg/m³. Der Grenzwert von 40 µg/m³ wird sowohl an den Hintergrundmessstellen als auch an den meisten verkehrsnahen Messstellen eingehalten. Der Zielwert von 20 µg/m³ wird hingegen weder verkehrsnah noch im Hintergrund eingehalten.
Langfristig ist durch die Einführung des Partikelfilters und dem gleichzeitigen Ausscheiden von Kraftfahrzeugen ohne diese Abgasnachbehandlungstechnologie eine weitere Besserung der Immissionssituation, insbesondere an verkehrsnahen Messstellen, zu erwarten. Verbesserungen im Verkehrssektor alleine sind nicht ausreichend, um den Zielwert von 20 µg/m³ zu erreichen. Insbesondere die auf einem ähnlichen Niveau liegenden Konzentrationswerte im Hintergrund deuten darauf hin, dass das Immissionsgrundniveau nicht alleine durch den Straßenverkehr bestimmt wird. Winterliches Klima und das bei kalten Temperaturen erforderliche Heizen von Wohnräumen erhöht die Feinstaubbelastung insbesondere in den Wintermonaten.
Staubniederschlag
Die Abscheidung von Partikeln aus der Luft erfolgt überwiegend durch Sedimentation und durch Auswaschung (Regen, Nebel, Schnee), die Sedimentationsgeschwindigkeit nimmt naturgemäß mit der Korngröße zu. Da der größte Teil des Staubes abgelagert wird, können die Inhaltsstoffe zu einer zunehmenden Belastung von Boden, Wasser, Nahrungsmitteln und schließlich des Menschen führen.
Die Hauptbestandteile des atmosphärischen Staubes sind Sulfate, Carbonate, Nitrate, Halogenide, Silikate, Salze und Oxide von Calcium, Eisen, Kalium, Natrium, Aluminium und Magnesium sowie organische Substanzen. Zu den Bestandteilen mit toxischem Potential zählen u. a. Schwermetalle, Arsen, Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und chlorierte Kohlenwasserstoffe.
Die mittlere Jahresbelastung durch Staubniederschlag in Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen aus den letzten Jahren in der folgenden Tabelle dargestellt:
Tab. 2: Jahresmittelwert der Staubniederschlags-Immissionen
Untersuchungsgebiet
|
Staubniederschlag (mg/(m² * d)) |
|
Bocholt |
92 - 191 |
LANUV 2010 |
Siegen |
62 - 117 |
LANUV 2010 |
Chemnitz-Mitte |
120 |
LfULG 2011 |
Brunsbüttel |
74 |
LÜSH 2010 |
Braunschweig |
55 |
LÜN 2011 |
Hannover |
85 |
LÜN 2011 |
Wiesbaden |
116 |
HLUG 2009 |
Gießen |
99 |
HLUG 2009 |
In den Städten in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind die Staubniederschlagskonzentrationen in den Jahren 2010 deutlich niedriger als in Nordrhein-Westfalen. Der Grenzwert von 350 mg/(m² * d) als Jahresmittelwert nach TA Luft für Staubniederschlag wird jedoch in keinem Fall erreicht. In den hessischen Untersuchungsgebieten betrugen die Gebietsmittelwerte 2009 etwa 74 - 116 mg/(m2 * d), wobei das Messgebiet Wetzlar die höchste und Kassel bzw. Gießen die niedrigste mittlere Staubniederschlagsrate zeigte.
Die folgende Abbildung 4 zeigt stellvertretend für industrienahe Messstationen in Deutschland die Entwicklung der Staubniederschlagsraten für das Messgebiet Wetzlar (Hessen), in dem aufgrund gravierender Staubemissionen im Industriebereich früher die mit Abstand höchsten Staubniederschlagsbelastungen in Hessen aufgetreten sind. In der Abbildung werden Gebietsmittelwerte dargestellt, d. h. über die einzelnen Rasterflächen eines Messgebietes gemittelte Jahresmittelwerte (Umweltatlas Hessen).
Abb. 4: Staubniederschlagsraten in einem 12 km² großen Teilgebiet des Messgebiets Wetzlar (Jahresmittelwerte) [Umweltatlas Hessen]
In der Abbildung fällt zunächst auf, dass die Staubniederschlagsraten teilweise große Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren aufweisen. Dies ist typisch für diese Messgröße, denn die Höhe des Staubniederschlags wird stark von den meteorologischen Gegebenheiten des jeweiligen Messjahrs bestimmt. So können beispielsweise in Jahren mit langen Trockenperioden deutlich höhere Werte auftreten, die nicht auf eine Zunahme anthropogener Emissionen zurückgehen, sondern auf großräumige Verwirbelung und Verlagerung von trockenem Bodenstaub. Daneben ist in dieser Abbildung der bemerkenswerte Rückgang der Staubniederschlagswerte sichtbar. Die stärkste Abnahme fand in den 70er Jahren statt; danach fielen die Werte (nach zwischenzeitlichem Wiederanstieg) nur noch langsam ab und lassen nun seit vielen Jahren keinen Trend mehr erkennen.
Der Vergleich der Staubniederschlagswerte vom Beginn der 70er Jahre mit denen des Messjahrs 2001 ergibt Folgendes: Im Messgebiet Wetzlar und Wiesbaden ist die mittlere Staubniederschlagsbelastung auf weniger als ein Drittel, im Messgebiet Untermain und Kassel auf weniger als die Hälfte der Ausgangswerte zurückgegangen (HLUG 2006).
Aufnahme und Wirkungen von Schwebstaub bzw. PM10 und PM2,5
Die Wirkungen von Feinstäuben, insbesondere PM10 und PM2,5, sind zwischenzeitlich in verschiedenen Übersichtsartikeln bzw. Statusberichten umfassend und detailliert dargestellt worden (u.a. Katzschner et aI. 2010, ISA: EPA 2008; WHO 2006; Kappos et al 2004). Die überwiegende Anzahl der Studien bezieht sich in der Expositionsabschätzung auf Angaben zur Feinstaubbelastung, in der Vergangenheit überwiegend bezogen auf PM10 und in immer stärkerem Umfang (zusätzlich auch) auf die PM2,5-Konzentrationen. Es ist allgemeiner Konsens, dass PM2,5 eine ausgeprägtere Assoziation zu den beobachteten Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung zeigt als PM10, und das bezogen sowohl auf die Kurzzeit- als auch auf Langzeitwirkungen.
Im Vordergrund bei der Bewertung der Gesundheitsrisiken durch PM2,5 stehen die mit der Exposition verbundenen Langzeiteffekte. Inzwischen liegen auch Risikoabschätzungen in Hinsicht auf eine Kurzzeit-Belastung mit PM2,5 vor (ISA:EPA 2008). Epidemiologische Untersuchungen zeigen einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen der Belastung mit PM und der Sterblichkeit (Mortalität). Die sich daraus ergebende Verkürzung der Lebenserwartung in der Bevölkerung kann die Größenordnung eines Jahres erreichen (Wichmann 2005). Auswirkungen von PM auf die Krankheitshäufigkeit (Morbidität) wurden für Atemwegssymptome und Lungenwachstum (respiratorische Morbidität) sowie das kardiopulmonale und Immunsystem gefunden.
Bei den Kurzzeiteffekten haben zahlreiche Studien signifikante Assoziationen zwischen PM-Exposition sowie Mortalität und Morbidität gezeigt. Am stärksten ausgeprägt waren dabei die Zusammenhänge bei kardiovaskulären und respiratorischen Erkrankungen. Weitere dokumentierte Zusammenhänge sind neben den höheren Mortalitätsrisiken vermehrte Krankenhausaufnahmen und Arztbesuche sowie Veränderungen von Entzündungs- und Funktionsparametern an Tagen mit hohen Partikelkonzentrationen.
In Abhängigkeit von ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften sowie der Einwirkungszeit können Stäube u.a. morphologische Schäden, Veränderungen der Lungenfunktion oder der Empfindlichkeit gegenüber Infektionen verursachen. Der Wirkort von Stäuben im Respirationstrakt hängt wesentlich von der Partikelgröße ab. Partikel mit > 10 µm Durchmesser erreichen nur den Nasen-Rachen-Raum, gelangen nicht bis in die mittleren und tiefen Atemwegsabschnitte, sie können aufgrund des Reinigungsmechanismus in den Verdauungstrakt übertreten. Der Tracheo-Bronchialstaub ist der Staubanteil, der sich im Bereich des mukoziliären Reinigungsapparates des Tracheo-Bronchialbaumes ablagert und ebenfalls in den Verdauungstrakt übertreten kann. Alveolarstaub ist der Staubanteil, der sich in den Alveolen sowie im Bereich der Bronchiolen ohne mukoziliäre Reinigung ablagert. Er kann über den Tracheo-Bronchialbaum sowohl in den Verdauungstrakt als auch in das Zwischengewebe der Lunge gelangen. Stäube können sowohl zu den akuten Wirkungen z.B. bei Smog-Episoden beitragen als auch chronische Effekte verursachen.
Im Zusammenhang mit der Kurzzeit-Exposition gegenüber PM2,5 liegen aus epidemiologischen, klinischen und toxikologischen Studien vielfältige und eindeutige Hinweise auf einen Einfluss von PM2,5 auf die kardiovaskuläre Morbidität vor.
Im Zusammenhang mit der Langzeit-Exposition gegenüber PM2,5 zeigen sowohl epidemiologische Studien als auch toxikologische Untersuchungen übereinstimmend nachteilige Effekte einer Langzeit-Exposition gegenüber PM2,5 auf klinische und subklinische Marker für die kardiovaskuläre Morbidität.
Feinstaub aus Abgasen des Kfz-Verkehrs und insbesondere aus Diesel-PKWs und -LKWs ist erheblich relevanter als Feinstaub aus den meisten anderen Quellen. Bei temporären Maßnahmen der Verkehrsreduktion in Städten waren positive Auswirkungen auf die Gesundheit direkt nachweisbar. Durch sogenannte Umweltzonen wird der Kfz-Verkehr in dicht besiedelten Innenstadtbereichen reduziert, dadurch wird die verkehrsnahe Exposition einer großen Zahl von Menschen verringert. Die inhalierte Dosis von gesundheitsrelevantem Feinstaub sinkt dadurch erheblich stärker, als sich dies an der Veränderung der an Messstationen feststellbaren Feinstaubkonzentrationen ablesen lässt (Wichmann 2008).
Die großen internationalen Studien z.B. der WHO, der US-EPA oder die APHEA-Studie stellen eindeutige Zusammenhänge zwischen der Belastung der Außenluft durch feine Partikel mit gesundheitlichen Auswirkungen bei Personen dar, die bereits Vorerkrankungen im Herz-Kreislauf-System oder den Atemwegen haben. Die tägliche Sterblichkeit während Perioden mit erhöhter Partikelkonzentration nimmt nach diesen Studien ebenso zu wie Krankenhausaufnahmen aufgrund der genannten Vorerkrankungen. Darüber hinaus werden Verschlechterungen von Symptomen bei Asthmatikern und eine Zunahme des Medikamentenverbrauchs bei diesen Patienten beobachtet (Kappos et al. 2003, Wichmann 2005).
Die Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und auch auf das autonome Nervensystem sind möglicherweise extrem relevant für Personen mit derartigen Vorerkrankungen. Langzeitstudien zu feinen Partikeln deuten darüber hinaus an, dass eine Exposition gegenüber höheren Konzentrationen zu einer Verkürzung der Lebenserwartung um mehrere Monate führen kann (Wichmann 2005, Künzli & Tager 2005, Herman und Weißenmayer 2006).
Es liegen zahlreiche epidemiologische Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien zum Lungenkrebsrisiko von Dieselmotoremissionen vor (SRU 2002). Da sich Dieselmotoremissionen im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen haben, werden sie durch die MAK-Kommission der DFG in die Kategorie 2 (eindeutig krebserregend im Tierversuch) eingestuft. Diese Einstufung wird anhand der neu hinzugekommenen epidemiologischen Daten überprüft (DFG 2012).
Bei den verkehrsbedingten krebserzeugenden Luftschadstoffen steht der Dieselruß derzeit im Mittelpunkt des Interesses (Wichmann 2005). Es werden anhand von umweltepidemiologischen Studien für Partikel im Allgemeinen und nicht ausschließlich nur für Dieselruß toxische bzw. krebserzeugende Wirkungen vermutet. Die gesundheitlichen Effekte sollen dabei mit der inhalierten Anzahl an Feinstpartikeln korrelieren. Ausgehend von Tierversuchen mit verschiedenen Nagetierarten, die mit Dieselruß, Titandioxid, Kohlenstaub (ohne anhaftende PAK) bei vergleichbaren Inhalationskonzentrationen durchgeführt wurden, konnte übereinstimmend in den USA und auch in Europa festgestellt werden, dass ein dieselrußspezifischer Effekt für eine Erhöhung der Lungenkrebsrate unwahrscheinlich ist, vielmehr handelt es sich anscheinend um partikelspezifische Wirkungen. Die Dieselrußdiskussion kann insofern nicht losgelöst von der allgemeinen Schweb- bzw. Feinstaubdiskussion betrachtet werden (Spallek & Sorsche 2002, Herr et al. 2003).
Grenz- und Orientierungswerte
Tab. 7: Grenz- und Orientierungswerte für Schwebstaub (PM10 und PM2,5) und Staubniederschlag
|
Grenz-/Orientierungswerte |
Expositionsdauer/Bemerkungen
|
Emissionswerte
13 .BImSchV (2013) (Kohlefeuerung >300 MW)
TALuft Ziff. 5.2.1 (Asphaltmischwerke) |
5 mg/m³ 20 mg/m³ 10 mg/m³ 10 mg/m³ 20 mg/m³ |
Gesamtstaub Tagesmittelwert Gesamtstaub Halbstundenmittelwert Gesamtstaub Tagesmittelwert Jahresmittelwert Gesamtstaub Tagesmittelwert |
Immissionsgrenzwerte |
|
|
DFG (2012) (allgemeiner Staubgrenzwert) MAK-Wert |
300 µg/m³ (alveolengängige Fraktion [A] für granuläre biobeständige Stäube [GBS])* 4.000 µg/m³ (einatembare Fraktion [E]) |
8-h-Exposition/40-h-Woche Krebskategorie 4
8-h-Exposition/40-h-Woche |
39. BImSchV (2010)
|
40 µg/m³(PM10) 1 50 µg/m³ (PM10) 1 |
Kalenderjahr 24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit im Jahr: 35 |
TA Luft (2002) |
40 µg/m³ (PM10) 2 50 µg/m³ (PM10) 2 |
Jahr (Mittelungszeitraum) 24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit im Jahr: 35 |
TA Luft (2002)
|
0,35 g/(m²* d) (Staubniederschlag) |
Jahr (Mittelungszeitraum) |
WHO 2006 3 |
20 µg/m³ PM10 50 µg/m³ PM10 10 µg/m³ PM2,5 25 µg/m³ PM2,5 |
Jahresmittelwert (Zielwert) 24 Stunden-Wert Jahresmittelwert 24 Stunden-Wert |
Richtlinie 1999/30/EG v. 22.05.1999 2. Stufe, gültig ab 01.01.2010 |
20 µg/m³ (PM10)
50 µg/m³ (PM10) 4
|
Kalenderjahr
24 Stunden. Zulässige Über-schreitungshäufigkeit im Jahr 7 |
EU Richtlinie vom 14.04.2008 |
40 µg/m³ (PM10)
50 µg/m³ (PM10) 4 |
Kalenderjahr, verbindlich ab 2008
24 Stunden. Zulässige Über-schreitungshäufigkeit im Jahr: 35 Verbindlich ab 2008 5 |
EU-Richtlinie vom 14.04.2008 (39.BImSchV, Zielwert)
|
25 µg/m³ (PM2,5)
20 µg/m³ (PM2,5) |
Kalenderjahr, städtischer Hintergrund Zielwert für 2010, verbindlich ab 2015 Nationales 3-Jahresmittel, verbindlich für 2013/14/15, danach Überprüfung |
VDI MIK |
300 µg/m³ |
24 h VDI 2310 Bl.11 |
US-EPA (2006) |
150 µg/m³ (PM10) 15 µg/m³ (PM2,5) 35 µg/m³ (PM2,5) vorgeschlagen (2006) 70 µg/m³ (PM10-2,5) 35 µg/m³ (PM2,5) |
24 Stunden-Wert Jahresmittelwert 24 Stunden-Wert |
Hintergrundwerte ländlich städtisch industrienah |
10 – 18 µg/m³ 30 – 45 µg/m³ 30 – 40 µg/m³ |
VDI 2003
|
Literatur:
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